Wohin gehst du Europa!? Nur Asyl ist nicht genug – Ein Kommentar
In den letzten Tagen und Wochen wurde vielerorts über die Symptome der wohl größten Flüchtlingswelle dieses Jahrhunderts geredet, wie wir in Deutschland, und der europäischen Union am besten damit umgehen sollten.
Wie die Lager sich regional, national und über die Grenzen hinweg verhärten, wie die Bürger hin und her gerissen sind zwischen Menschlichkeit und Mitgefühl auf der einen-, und Angst vor Überfremdung und blinden Fremdenhaß auf der anderen Seite.
Denn es geht hier nicht nur um ein Thema wie etwa den Verbleib der Griechen im Euro, ein Drama welches zwar seit Jahren allgegenwärtig ist, sich aber dennoch nicht direkt vor der eigenen Haustür abspielt.
Es geht hier vielmehr um eine neue Realität in unserem Land. Eine neue Realität welche die Menschen geradezu zwingt sich mit ihr auseinanderzusetzen, und zu entscheiden was Ihnen hier wirklich wichtig ist…
Es ist eine Situation entstanden, wie es sie in der Bundesrepublik und der EU bisher nur ganz selten gegeben hat, eine Situation die klar die Massen polarisiert, und teils unbedachte Reaktionen provoziert.
Vielerorts wird demonstriert, gestritten, wütend diskutiert, und leider auch gehetzt.
Doch Europas neue Realität fördert nicht nur das Negative im Menschen zu Tage. Denn manchmal geht es auch anders, und vor allem unkompliziert und menschlich.
Während viele nur reden, andere streiten, und einige sogar Häuser in Brand setzen, engagieren sich einige beherzte Bürgerinnen und Bürger aktiv für die Flüchtlinge, und versuchen den Neuankömmlingen zu helfen wo es nur geht. Sie versuchen zu leben wovon andere nur reden, denn für sie besteht die wahre neue Willkommenskultur in Europa aus ehrlichen Gesten und handfesten Taten und nicht bloß aus schönen Worten.
Denn sie wissen, daß eine solche gelebte „Willkommenskultur“ sehr viel mehr über uns Europäer auszusagen vermag, als es abertausende von Worten je ausdrücken könnten.
Natürlich, und das will ich hier nicht in Abrede stellen, bringt es auch etwas die Lage mit Worten zu klären. Das kann man ganz klar daran erkennen wie die Medien des Landes sich bisher der Situation angepaßt haben, und wie sie quasi die Stimmung im Land durch eine durchweg menschenfreundliche und gegenüber Fremdenhaß unnachgiebige Haltung und Berichterstattung gestützt haben. Was glücklicherweise für die Presse des Nachkriegsdeutschland schon immer bezeichnend war, dankenswerter Weise!
Die Politik allerdings kommt leider immer noch nicht wirklich in die Gänge, handelt aber immerhin wenigstens, wie schon seit jeher: äußerst berechenbar, und tut was sie am besten kann: ihr Fähnchen nach dem Wind hängen.
Und der weht derzeit dank des o.g. Engagements vieler Einzelner glücklicherweise in die richtige Richtung, nämlich in Richtung: Menschlichkeit.
Denn natürlich darf man Menschen die vor Massakern, Krieg, Zerstörung und Tod fliehen nicht die Pforten verschließen. Natürlich muß man helfen wo man kann, und hier vor allem auch selbst bereit sein der Menschlichkeit und Nächstenliebe Opfer zu bringen.
Doch selbst beim besten Willen geht das – wie schon der Herr Innenminister vor einiger Zeit verlauten ließ – nicht auf Dauer, und nicht in unbegrenztem Ausmaß. Und gerade hier fällt einem doch die Fatalität der derzeitigen Ignoranz in der europäischen Politik als Ganzes, und den andauernden Diskussionen auf.
Überall hört man nur etwas davon wie die Volksvertreter des europäischen Kontinentes zukünftig am liebsten mit den Flüchtlingsströmen umgehen wollen.
Oder anders ausgedrückt: wie man zukünftig die Symptome dieser neuen „Völkerwanderung“ behandeln, und deren immanente Probleme untereinander aufteilen will. Wie man Balkanflüchtlinge abschieben, Asylverfahren beschleunigen, und die Menschen die schon da sind und noch kommen werden schnell integriert, und möglichst fix – wie von der Wirtschaft gefordert: von einer Belastung des Staatssäckels in besonders günstig arbeitende Mitbürger verwandelt.
Das dies schon gut Gesprächsstoff für viele Tage und Wochen und noch mehr Gesprächsstoff für noch mehr zukünftige „Meetings“, Sitzungen und Gipfeltreffen mit sich bringt ist klar.
Aber nicht nur allein deswegen vernimmt man nirgends aus den Mündern der Verantwortlichen auch nur ein Wort über die Ursachen, und deren wirksame Bekämpfung.
Niemand in Europa spricht darüber wie man in Zukunft verhindern will das Millionen von Menschen aus dem Nahen Osten, Afrika und Asien ihre Heimat verlassen MÜSSEN. Niemand spricht über die Bekämpfung der Armut, die Perspektivlosigkeit der Menschen, die Ausbeutung Ihrer Länder durch unsere Gesellschaften, das Fehlen von Recht und Ordnung – gescheiterte Staaten, und vor allem den Siegeszug von religiösen Fanatikern wie den Taliban, Boko Haram und dem IS! Welche wir durch Ignoranz der Folgen des arabischen Frühlings und durch untätiges Zuschauen mitbegründet haben, und gegen die wir nun abermals ebenso zu feige und zu ignorant sind ins Feld zu ziehen!
Was wird geschehen wenn die Flüchtlingsströme auch im nächsten und übernächsten Jahr nicht abebben? Was wird geschehen wenn ganze Völker auf einmal in unsere Länder einwandern? Da kann ein Land noch so multikulti, tolerant weltoffen und „hell“ sein, es wird definitiv, so oder so, zu großen Problemen kommen.
Wenn Europa nicht aufpaßt, und jetzt nicht von Anfang an alles richtig macht, wird die Integration all dieser neu Europäer über kurz oder lang an der unweigerlichen Überdehnung der Kapazitäten scheitern, und als Resultat könnten weitere Parallelgesellschaften und polizeiliche No-Go-Areas in unserer europäischen Gesellschaft erblühen. Soziale Unruhen, kulturelle Konflikte und letztendlich eine bisher nie dagewesene Spaltung und noch extremere Polarisierung der Bevölkerung wären die logische Folge. Ein Szenario welches nicht nur unser Land, sondern die EU als Ganzes nachhaltig verändern könnte. Und zwar realistisch betrachtet: wohl eher negativ als positiv.
Geht man zurück in der Geschichte der Menschheit kann man anhand des Zerfalls des Römischen Reiches ganz gut rekonstruieren was passiert, wenn man in einer solchen Situation nicht in der Lage ist die richtigen Entscheidungen zu fällen…
Da wurde zuerst ausgebeutet und unterdrückt was das Zeug hält, dann Zäune gebaut und Grenzen gesichert, dann wurden ganze Völker irgendwo an den Grenzen des Reiches angesiedelt, als Puffer gegen Feinde des Reichs, und natürlich in der Hoffnung daß die Menschen sich mit dieser „Friss oder Stirb -Methode“ abspeisen lassen würden.
Wie heute auch, bekämpfte man die Symptome mit allen Mitteln, doch ließ völlig die Ursachen außer acht. Man sah zwar daß die Menschen die da kamen auch einfach nur in Frieden, Recht, Ordnung und Wohlstand leben wollten. Doch auf die Idee Ihnen dies zu ermöglichen in dem man endlich aufhörte ihre Länder auszubeuten, und Ihnen statt dessen beizustehen und zu helfen etwas eigenes aufzubauen kam man nie, denn das wäre ja unbequem, schwierig und teuer gewesen.
Damit wir uns nicht falsch verstehen, und irgendwelche Historiker hier gleich den #Aufschrei proben, für den Untergang des Imperium Romanum damals – war nicht allein die große Flüchtlingswelle der Geschichte, die so genannte Völkerwanderung verantwortlich. Nein, vielmehr gab es mannigfaltige Ursachen, die nun dem ein oder anderen gar nicht mal so Antik vorkommen dürften: Überdehnung, Uneinigkeit, fehlende Solidarität, fehlende Loyalität, überbordende Bürokratie und Korruption, Feigheit, maßlose Gier und Dekadenz, und last but not least: eine immanente Führungsschwäche!
Womit wir wieder in der unschönen Gegenwart angelangt wären. Denn auch in der EU offenbaren sich solche Mängel zu Hauf! Und leider ist unser Europa von heute, aufgrund seiner Konstruktion, noch viel fragiler als es das Imperium Romanum einst war!
Sehenden Auges läßt man heute wie damals, den Karren vor die Wand fahren, und während man die Sache aussitzt, hofft man noch kindlich naiv auf das Beste, weil die Hoffnung ja bekanntlich zuletzt stirbt, nämlich erst dann, wenn das Kind schon längst in den Brunnen gefallen ist.
Und deshalb frage ich mich an dieser Stelle: Wenn allein in NRW pro Tag 1000 neue Flüchtlinge ankommen, und man dieses Jahr offiziell mit achthunderttausend Flüchtlingen in Deutschland rechnet, was ich nebenbei für noch untertrieben halte (siehe NRW) warum in aller Welt reden wir hier dann nur darüber wie wir mit diesen Menschen umgehen sollen!? Sie sind jetzt hier, also handelt dementsprechend nach allem was die Menschlichkeit gebietet und die Verfassung garantiert!
Aber bitte, fangt im gleichen Atemzug endlich damit an, etwas gegen die Ursprünge dieser Entwicklung zu unternehmen! Gebt den Menschen in Afrika, im Nahen Osten eine Perspektive. Hört endlich auf sie auszubeuten, und helft Ihnen auch dort, wo es wirklich nötig ist! In Ihrer Heimat!
Warum sprengt der IS jede Woche einen neuen Tempel, warum begeht Boko Haram jede Woche ein neues Massaker, warum werden die Taliban wieder stärker? Und warum nimmt der Krieg in Syrien kein Ende? Weil WIR ALLE zu feige sind wirklich etwas dagegen zu tun! Diese Zustände, und damit meine ich alle, die kriegerischen und wirtschaftlichen, müssen beendet werden, auch wenn es mit Opfern unsererseits verbunden ist!
Natürlich gibt es keine universal Lösung, keine schnelle Lösung, keine billige Lösung!
Doch eigentlich gibt es auch keine wirkliche Alternative für Europa, denn weigert man sich weiterhin wie bisher – auf beiden Augen blind und noch dazu taub – vehement den Status Quo, nämlich den Mangel an ordentlicher Außen- und Entwicklungspolitik anzuerkennen, und solchen als Wurzel der ganzen Problematik zu begreifen. Dann ist das zwar zunächst einmal die einfachste und bequemste Verfahrensweise, doch definitiv auch genau derselbe folgenschwere Fehler, wie er schon dereinst in Europa vor langer Zeit bis zum bitteren Ende durchexerziert wurde!
Zu guter Letzt noch eine Szene die ich kürzlich in den Nachrichten, ich glaube bei der Tagesschau mit anschauen durfte, als Frank Walter Steinmeier den Afghanen einen kurzen Besuch abstattete und mal wieder viele schöne Sätze „versprach“.
Da war die Rede davon daß die Bundeswehr Ende des Jahres endgültig ihren militärischen Einsatz beenden würde, und generell die ausländischen Truppen bald völlig abziehen würden, derweil die Taliban wieder erstarken…
Die Kamera setzte daraufhin einen jungen Mann in Kabul in Szene, dessen Worte wie folgt übersetzt wurden:“ Ich weiß nicht was aus unserem Land werden soll wenn die ausländischen Truppen jetzt Bald völlig abziehen. Ich mache mir große Sorgen, und überlege ob ich dann auch fortgehen soll. Vielleicht nach Deutschland!?“
In diesem Sinne…